LEICHENBASTLER!

Ja, jetzt war es wieder mal soweit. Als Käferzüchter und -sammler schlittert man in regelmäßigen Abständen in die Tatsache, dass man mit toten Exemplaren konfrontiert ist, die aufgrund der vorangegangenen Haltung und Zucht bei weitem nicht mehr die A1 Qualität haben, wie man sich das vielleicht wünschen würde. Da findet man da ein Thoraxsegment, dort ein Bein und wieder wo anders in der Box dann eventuell einen Kopf usw. Jetzt gibt es die Möglichkeit, die verstorbenen, teilweise zerstörten Imagos einfach zu entsorgen oder sich aber derer anzunehmen, um zu versuchen, doch noch ein halbwegs brauchbares Präparat herauszukitzeln. Da ich selbst aber kein Mensch bin, der gerne was wegwirft (schon gar keine Leichen aus der eigenen Haltung), wage ich stets zweiteren Schritt und bemühe mich, die Wracks so gut es geht wieder zu flicken. Irgendwo macht das natürlich keinen Sinn mehr, wenn kein einziges Bein oder sonstiges essenzielles Körperteil mehr vorhanden ist. Da pfeif´ sogar ich drauf, weil ich ja auch nicht unbedingt den größten, wertbefreiten Rotz in meinen Sammlungskästen haben will. Jedenfalls waren wieder 6 tote Lucaniden zusammengekommen, wobei ein männlicher Dorcus taurus und ein Odontolabis lacordairei Weibchen wirklich schon böse zerstört waren, als ich sie in den Zuchtboxen gefunden habe. Der Rest war zumindest halbwegs intakt, womit dem Standardprozedere nichts mehr im Wege stand. Die beiden Leichenfragmente bedurften offensichtlich einer besonderen Behandlung...Die massigen Hinterteile hatte ich bereits im Vorfeld genadelt, weil mir dann das Hantieren beim Kleben und Justieren um Ecken leichter von der Hand geht, als wenn ich die Teile immer mit den Fingern halten muss. Nebenbei besteht so keine Gefahr, dass mir die mühevoll geklebten Teile dann später beim Nadeln wieder auseinanderbrechen, sollte zuviel Druck auf die falsche Stelle kommen. Den leicht brüchigen Tarsen und Antennen tut das mal mit Sicherheit auch nicht gerade gut. Nachdem ich alle vorhandenen Teile (ausser eben den Hinterteilen) in meiner Weichglocke erneut gefügig gemacht hatte, ging es ans Basteln. Mittels schnell trocknendem Fischleim oder sonstigen entomologischen Insektenklebern funktioniert das Einpassen der einzelnen Körperteile einwandfrei. Wichtig ist vor allem, alle Teile im Vorfeld mit einem weichen Pinsel von etwaigen Substratresten zu befreien, damit die einzelnen Puzzelstücke passgerecht aufeinander liegen und folgedessen auch besser kleben. Ich bestreiche jeweils nur einen von zwei Teilen mit dem Kleber, blase ihn kurz an und füge dann die ersten Teile aneinander. Wir starten mit den größten Trümmern und werden immer kleiner. Während der Eine trocknet, arbeite ich am anderen...Nach etwa 10 Minuten sind die Körper soweit trocken, dass man mit Beinen und Tarsen beginnen kann. Hier kommt wieder mal der Vorteil zum Tragen, dass wir die Imagos schon vor der Bastlerei genadelt haben, wodurch wir sie mit dem Nadelkopf verkehrt in unsere Präparationsunterlage stecken können, um so ohne weiteren Probleme an der Unterseite zu arbeiten. Selbst bei so ultraleichten Dingen wie Käferbeinen od. -tarsen ist die Gravitation unser Feind, welcher wir aber durch eben jene Technik so gut wie völlig aus dem Weg gehen können...Nachdem auch hier alles wieder an seinem Platz ist, lässt man den Käfer noch für rund eine halbe Stunde trocknen (wahrscheinlich geht´s auch schon nach wenigen Minuten, aber ich bin ja nicht auf der Flucht) und dann ist auch aus einer im Vorfeld scheinbar unbrauchbaren Fragmenthölle wieder ein ansehnliches, durchaus brauchbares Präparat entstanden...HANG LOOSE & GOOD LUCK
GreeeZ
SLUDGE

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